Mehrere klinische Studien belegen die Wirksamkeit einer phytopharmakologischen Sabal/Urtica-Kombination zur Therapie von obstruktiven und irritativen Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS) im Rahmen einer benignen Prostatahyperplasie. Die Untersuchung der Wirkmechanismen anhand eines validierten in vivo-Modelles zeigt, dass die günstigen Effekte dieser pflanzlichen Behandlungsoption insbesondere auf anti-entzündlichen Eigenschaften und einer Reduktion des Gewebewachstums beruhen.

Gemäss epidemiologischer Daten sind etwa die Hälfte der Männer ab 50 Jahren von einer gutartigen Vergrösserung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie, BPH) betroffen [1,2]. Dieses geht häufig mit Symptomen obstruktiver und irritativer Symptome des unteren Harntraktes einher («lower urinary tract symptoms», LUTS), was auch als Miktionsstörungen bezeichnet wird. Ausser in Fällen, in denen aufgrund geringer Symptome ein abwartendes Vorgehen ausreicht oder falls ein operativer Eingriff erforderlich ist, werden häufig orale Medikamente zur Therapie der LUTS eingesetzt. Phytotherapie zählt bei BPH-assoziierter LUTS zu den häufig angewendeten medikamentösen Behandlungsoptionen.

WS® 1541 ist nachweislich wirksam

Bei Prostaplant®-F (WS® 1541) handelt es sich um eine phytopharmakologische Kombination von ethanolischen Extrakten aus Sabal-serrulata-Früchten (WS®1473) und Urtica-dioica-Wurzeln (WS®1031) [4]. In klinischen Studien konnte die Wirksamkeit von WS® 1541 zur Therapie von Miktionsbeschwerden bei BPH nachgewiesen werden [3]. Bislang war aber wenig bekannt über die Wirkmechanismen in vivo. Das Ziel einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie von Pigat et al. bestand darin, in einem validierten Mausmodell die anti-entzündlichen Effekte und die Verringerung des Gewebewachstums zu charakterisieren [3]. Zu diesem Zweck wurde ein validiertes Pb-PRL transgenes Mausmodell von Prostatahyperplasie (Probasin-Prolactin Modell) in einem dreiarmigen Studiendesign verwendet.

Dosisabhängige antiproliferative und entzündungshemmende Effekte

Die Studie zeigte, dass die 28-tägige orale Verabreichung von WS® 1541 bei transgenen Mäusen mit gutartig vergrösserter Prostata dosisabhängig das Wachstum der Prostata reduziert, wobei dieser Effekt in den beiden Bedingungen mit höherer Dosierung signifikant war. Überdies verringerte WS® 1541 im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe die Proliferation von CD45-Antigen-Zellen (Leukozyten) und damit die Entzündungsreaktion [3]. Sechs Monate alte männliche heterozygote Pb-PRL Mäuse wurden randomisiert auf fünf Gruppen (11–12 Tiere/Gruppe) verteilt und während 28 aufeinanderfolgender Tage mit WS® 1541 (300, 600 oder 900 mg/kg/Tag) oder mit dem 5-Reduktase-Inhibitor Finas­terid (5 mg/kg/Tag) oder Vehikelsubstanz (Oliven­öl 5 ml/kg/Tag) oral behandelt. WS® 1541 führte im Vergleich zur Vehikelsubstanz zu einer dosisabhängigen Reduktion des Prostatagewichts, die bei den beiden höchsten Dosen statistisch signifikant ausfiel. Dieser Effekt ging einher mit einer Reduktion der Prolifera­tion von Prostatazellen, die durch eine niedrigere ­Ki-67-Expression (quantitative PCR und Immunhistochemie) gekennzeichnet waren. Finasterid hatte keine oder nur eine geringe Wirkung auf diese Parameter. Die wachstumshemmende Aktivität von WS® 1541 war begleitet von einer stark ausgeprägten entzündungshemmenden Wirkung, wie die reduzierte Infiltration von Zellen zeigt, die das Leukozyten-gemeinsame Antigen CD45 exprimieren. In der Finasteridbedingung konnten in diesem Verfahren keine entsprechenden antienzündlichen Effekte nachgewiesen werden. Die histologischen Beobachtungen hinsichtlich der positiven Effekte von WS® 1541 werden gestützt durch die Ergebnisse der molekularen Phänotypisierung der Prostata von Mäusen, wleche mit dieser Phyto-Kombination behandelt worden waren. Dabei zeigte sich eine verringerte Exprimierung mehrerer pro-inflammatorischer Faktoren, einschliesslich Zytokinen, Chemokinen und deren Rezeptoren. Diese Resultate untermauern die evidenzbasierte Wirksamkeit  von WS® 1541 für das Management von BPH.

ZusammenfassungDie Sabal-/Urtica-Kombination WS® 1541 ist eine bewährte evidenzbasierte Behandlungsoption bei Miktionsstörungen. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht restlos geklärt. In einem in vivo-Modell konnten Forscher nun zeigen, dass WS® 1541 bei der Benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu einer Hemmung des Prostatawachstums führt und das Eindringen von Entzündungszellen in die Prostata verringert. Dieser Effekt war in den beiden Bedingungen mit höherer Dosierung signifikant. Zudem verringerte WS® 1541 im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe die Proliferation von CD45-Antigen-Zellen (Leukozyten) und damit die Entzündungsreaktion.

Literatur:

  1. Bechis SK, Otsetov AG, Ge R, Olumi AF: J Urol 2014;192(1): 16–23.
  2. Vuichoud C, Loughlin KR: Can J Urol 2015; 22 Suppl 1: 1–6.
  3. Pigat N, et al.: Combined sabal and urtica extracts (WS 1541) extert anti-proliferative and anti-inflammatory effects in a mouse model of benign prostate hyper­plasia. Frontiers in Pharmacology 2019, https://doi.org/10.3389/fphar.2019.00311
  4. Schweizerisches Arzneimittelkompendium: PROSTAPLANT F, https://compendium.ch/product/1342229prostaplant-f-kaps

HAUSARZT PRAXIS 2020; 15(10): 34

Mirjam Peter, M.Sc.

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