Die subsyndromale Angststörung hat grossen Einfluss auf die Lebensqualität und ist mit einem hohen Risiko an Komorbiditäten und einer geringen Spontanheilungsrate assoziiert. Um die Manifestation einer generalisierten Angst­störung zu verhindern, sollte möglichst früh eine effektive Therapie erfolgen. Allerdings gibt es bisher keine Behandlungsrichtlinien und viele der Patienten erhalten überhaupt keine Therapie. Dabei gibt es wirksame Möglichkeiten, die Erkrankung und auf natürlichem Wege zu behandeln, wie Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen.

Die subsyndromale Angststörung (SSAD) ist eine sehr häufige, aber ebenso häufig unterdiagnostizierte und unterbehandelte Erkrankung. Die Betroffenen erfüllen die diagnostischen Kriterien der «syndromalen» generalisierten Angststörung (GAD) nicht vollständig. Epidemiologische Daten legen jedoch nahe, dass die Bevölkerungsprävalenz von SSAD die von GAD in Europa und Nordamerika um einen Faktor von etwa drei übersteigt. Wissenschaftler sind sich einig, dass die SSAD relevante Funktionsstörungen und Leiden verursacht und die Lebensqualität deutlich einschränkt. Wenn über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen Symptome wie Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit etc. vorliegen, sollte interveniert werden. Je früher eine adäquate Therapie eingeleitet wird, desto geringer ist das Risiko, dass die SSAD in eine GAD übergeht.

Eine Metaanalyse untersuchte Patientendaten dreier doppelblinder, randomisierter, placebokontrollierter, multizentrischer Phase-III-Studien bei Patienten mit Angstzuständen unterhalb der Schwelle, die Silexan erhielten. In die erste wurden Patienten mit SSAD eingeschlossen, die Teilnehmer der zweiten Studie litten an Unruhe und Schlafstörungen und die dritte Studie wurde mit Patienten durchgeführt, bei denen eine gemischte Angst- und depressive Störung (MADD) diagnostiziert wurde. Darüber hinaus wurden 14 weitere Publikationen identifiziert und ausgewertet, ergaben aber keine verwertbaren Daten, die sie in anderen Indikationen durchgeführt wurden.

Ätherisches Öl kann helfen

Silexan ist ein durch Wasserdampfdestillation aus Lavandula angustifolia-Blüten gewonnenes ätherisches Öl und bewirkt eine starke Hemmung spannungsabhängiger Calciumkanäle (VOCC) in Synaptosomen, primären Hippocampus-Neuronen und stabil überexprimierenden Zellen Linien. Diese spielen sowohl bei Angstzuständen als auch bei Depressionen eine wichtige Rolle. Die Hemmung von VOCCs kann zu einer Abschwächung der übermässigen, situationsbedingt unzureichenden Stressreaktion des Zentralnervensystems führen, die mit Angst- und Stimmungsstörungen einhergeht. Zudem reduziert der Wirkstoff signifikant das 5-HT1A-Bindungspotenzial in den Hirnclustern, die den temporalen Gyrus, den Gyrus fusiformis, den Hippocampus, die Insula und den vorderen cingulären Cortex umfassen. Das kann zu einem Anstieg des extrazellulären Serotoninspiegels führen.

Lavendel zur Anxiolyse

Die Teilnehmer mit einer Hamilton Anxiety Rating Scale (HAMA)-Gesamtpunktzahl von ≥18 Punkten erhielten 10 Wochen lang 1× 80  g/Tag Silexan oder Placebo. Zu den Ergebnissen zählten der HAMA, der Pittsburgh Sleep Quality Index, die Zung-Selbstbewertungsskala für Angstzustände, der Fragebogen für klinische globale Impressionen und das Inventar des Gesundheitszustands nach SF-36. Es zeigte sich, dass das Phytotherapeutikum Placebo bei der Reduzierung des HAMA-Gesamtscores in allen Stu­dien überlegen war. Zudem wirkte es sich positiv auf den Schlaf aus, ohne eine Sedierung zu verursachen und verbesserte die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten. Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse war in beiden Behandlungsgruppen vergleichbar.

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass eine subsyndromale Angststörung nicht nur eine diagnostische Einheit für sich ist, sondern auch ein wichtiges Merkmal oder Komorbiditätssymptom mehrerer psychiatrischer (vor allem depressiver) und somatischer Erkrankungen. Sie bestätigen Silexan eine signifikante und klinisch bedeutsame angstlösende Wirkung bei diesen Angststörungen. Dabei war die anxiolytische Wirkung sowohl in den Beobachterbewertungen als auch in den Selbstbewertungen der Patienten zur Angst offensichtlich.

Viele Medikamente, die für die First-Line-Therapie bei Angststörungen empfohlen werden, zeigen eine sedierende Wirkung. Diese setzt jedoch die Fähigkeit des Patienten, wesentliche Tätigkeiten des täglichen Lebens wie beispielsweise Autofahren erheblich herab. In der Metaanalyse wurde für Silexan keine sedierende Wirkung beschrieben.

Weiterführende Literatur:

  • Möller HJ, Volz HP, Dienel A, et al.: Efficacy of Silexan in subthreshold anxiety: meta‑analysis of randomised, placebo‑controlled trials. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 2019; 269(2): 183–193.

InFo NEUROLOGIE & PSYCHIATRIE

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