Die Ära der Biologika hat in den letzten Dekaden die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis revolutioniert. Das «Drug Survival» ist ein Indikator für die längerfristige Wirksamkeit und Sicherheit eines Medikaments und gilt auch als «Real-life»- Erfolgsindikator der Therapie. Daher ist dies zusammen mit der Frage nach der Vorhersagbarkeit von Behandlungserfolg aktuell auch im Fokus mehrerer Forschungsgruppen. 

In die Entscheidung für eine bestimmte Systemtherapie fliessen verschiedene Kriterien ein. Im Gegensatz zu den konventionellen Systemtherapeutika weisen Biologika im Allgemeinen eine bessere Verträglichkeit auf, insbesondere bei Langzeitbehandlung. Dies widerspiegelt sich auch darin, dass eine Therapie mit biologischen Arzneimitteln im Vergleich zu herkömmlichen Systemtherapien tendenziell länger beibehalten wird. Die aktuell verfügbaren Biologika zielen selektiv auf wichtige Mediatoren der Psoriasis-Pathogenese ab, dazu zählen TNFα, Interleukin (IL)-12/IL-23, IL-17 und IL-23. In klinischen Studien konnte bei einem signifikanten Anteil der mit den entsprechenden biologischen Wirksubstanzen behandelten Patienten ein PASI90- bzw. PASI100-Ansprechen erzielt werden [2,8]. Wie bei anderen immunvermittelten chronisch-entzündlichen Erkrankungen ist auch bei Psoriasis die Frage nach dauerhaft zielführenden Therapien im Brennpunkt des Interesses aller Beteiligten.

«Drug Survival» als Mass für die Therapieadhärenz

Der Zeitraum vom Beginn bis zum Abbruch einer spezifischen Behandlung wird als «Drug Survival»  bezeichnet [3]. Damit bildet das «Drug Survival» die Therapieadhärenz ab respektive den langfristigen Behandlungserfolg und die Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie. Prof. Dr. med. Carle Paul, Centre Hospitalier Universitaire de Toulouse, Frankreich, präsentierte unter anderem Ergebnisse kürzlich veröffentlichter Studien, welche sich im engeren oder weiteren Sinne mit dem Thema der kriteriengeleiteten Auswahl von Biologika auseinandersetzten [4]. Bei BADBIR («British Association of Dermatologists Biologics and Immunomodulators Register») handelt es sich um eine grosse europäische Kohortenstudie, in welcher das «Drug Survival» verschiedener Biologika verglichen wurde. In ­einer 2022 im JAMA Dermatology erschienen Publikation wurden Daten aus BADBIR verwendet, um das «Drug Survival» von Adalimumab, Ustekinumab, Secukinumab, Guselkumab, und Ixeki­zumab zu analysieren [5,6]. Dabei zeigte sich unter anderem, dass Secukinumab und Ixeki­zumab ähnliche «Drug Survival»-Kurven im Zeitverlauf hatten und die Behandlung mit Gusel­kumab im Vergleich zu Ustekinumab eine höhere Überlebensrate aufwies, während Adalimumab diesbezüglich unterlegen war. Neben Psoriasis-Arthritis und Nagelbeteiligung ist auch die frühere Exposition gegenüber Biologika ein Effektmodifikator für die wirksamkeitsbezogene «Drug Survival». Letztere erwies sich bei den mit Biologika vorbehandelten Patienten im Allgemeinen niedriger als bei den Biologika-naiven Patienten.  

Lässt sich das Biologika-Ansprechen vorhersagen?

Evidenzbasierte Prädiktoren für das Ansprechen auf ein Biologikum könnten zu einer optimierten Therapieentscheidung beitragen [1,4]. Ein Forschungsteam in Dänemark verwendete Algorithmen der künstlichen Intelligenz, um basierend auf umfassenden nationalen Patientendaten Prognosemodelle zu erstellen. Die Ergebnisse wurden ebenfalls im JAMA Dermatology 2022 veröffentlicht [7]. Die Auswahl der Therapien erfolgte kriteriengeleitet bezugnehmend auf aktuelle Leitlinien. Das Ziel besteht darin, ein System zu entwickeln, das es Ärzten ermöglicht, innerhalb der empfohlenen Therapien diejenige auszuwählen, die am ehesten zu Behandlungserfolg führt [1,7]. Aus der Analyse geht unter anderem hervor, dass wenn bei einem Patienten in der ersten Phase der Behandlung keine Besserung eintritt, dies die Wahrscheinlichkeit einer längerfristig erfolgreichen Behandlung mit dieser Wirksubstanz schmälert. Eine weitere Erkenntnis lautet, dass Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis mit Secukinumab eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als mit TNF-Hemmern oder Ustekinumab hatten [1,7]. 

Kongress: Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV) 


Literatur:

1. PracticeUpdate, www.practiceupdate.com/content/identifying-the-optimal-biologic-therapy-for-treatment-of-patients-with-psoriasis-at-the-individual-level/140755, (letzter Abruf 26.01.2023) 

2. Gisondi P, et al.: Treat-to-Target Approach for the Management of Patients with Moderate-to-Severe Plaque Psoriasis: Consensus Recommendations. Dermatol Ther (Heidelb) 2021; 11(1): 235–252. 

3. van den Reek JMPA, et al.: Drug Survival Studies in Dermatology:Principles, Purposes, and Pitfalls. J Invest Dermatol 2015; 135(7): 1–5.

4. „Controversies in psoriasis management“, Prof. Dr. med. Carle Paul, SGDV Jahreskongress, 09.–11.11.2022. 

5. Yiu ZZN, et al.; BADBIR Study Group: Drug Survival Associated With Effectiveness and Safety of Treatment With Guselkumab, Ixekizumab, Secukinumab, Ustekinumab, and Adalimumab in Patients With Psoriasis. JAMA Dermatol 2022; 158(10): 1131–1141.

6. Warren RB, et al.: Differential drug survival of biologic therapies for the treatment of psoriasis: a prospective observational cohort study from the British Association of Dermatologists Biologic Interventions Register (BADBIR) J Invest Dermatol 2015; 135(11): 2632–2640.

7. Nielsen ML, et al.: Multivariable Predictive Models to Identify the Optimal Biologic Therapy for Treatment of Patients With Psoriasis at the Individual Level. JAMA Dermatol 2022; 158(10): 1149–1156.

8. Gisondi P, et al.: Retention rate of systemic drugs in patients with chronic plaque psoriasis. Clin Dermatol 2013;1(1): 8–14.

9. Kerdel F, Don F: The importance of early treatment in psoriasis and management of disease progression. J Drugs Dermatol 2018;17(7): 737–742.

10. Menter A, et al.: Drug survival of biologic therapy in a large, disease-based registry of patients with psoriasis: results from the Psoriasis Longitudinal Assessment and Registry (PSOLAR) J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30(7): 1148–1158. 

11. Arnold T, et al.: Drug survival rates and reasons for drug discontinuation in psoriasis. J Ger Soc Dermatology 2016;14(11): 1090–1101.

12. Elnabawi YA, et al.: Coronary artery plaque characteristics and treatment with biologic therapy in severe psoriasis: results from a prospective observational study. Cardiovasc Res 2019; 115(4): 721–728. 

13. von Stebut E, et al.: Impact of secukinumab on endothelial dysfunction and other cardiovascular disease parameters in psoriasis patients over 52 weeks. J Invest Dermatol 2019; 139(5): 1054–1062. 


DERMATOLOGIE PRAXIS 2023; 33(1): 24 (veröffentlicht am 16.2.23, ahead of print)

Mirjam Peter, M.Sc.

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