Rauchen macht süchtig – das ist allgemein bekannt. Ebenso bekannt ist, dass eine Raucherentwöhnung alles andere als leicht ist. Inzwischen gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch alternative Produkte zu den herkömmlichen Zigaretten sind auf dem Markt erhältlich. Wir gehen den Fragen nach, welche Auswirkungen die Einführung des Tobacco Heating System hat? Wirken sich rauchfreie Produkte auf den Zigarettenabsatz aus? Und gibt es Veränderungen in der Entwicklung der Krankenhausaufenthalte bei Krankheiten wie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung?

Für Raucher, die von herkömmlichen Zigaretten wegkommen möchten oder eine weniger schädliche Alternative suchen, stehen seit geraumer Zeit E-Zigaretten und Tabakerhitzer (Tobacco Heating System) zur Verfügung. Auch, wenn beide Produkte häufig in einen Topf geschmissen werden, so unterscheiden sie sich dennoch grundlegend voneinander. Ihnen ist lediglich gemein, dass sie batteriebetrieben sind, ein Aerosol generieren und keine Asche produzieren. Der wichtigste Unterschied liegt darin, dass E-Zigaretten Liquids verdampfen, die aromatisiert werden und nur das aus der Tabakpflanze extrahierte Nikotin enthalten. Tabakerhitzer verwenden hingegen einen speziell konzipierten Tabakstick mit echtem Tabak. Dieser wird durch ein patentiertes Heizsystem auf einen präzise kontrollierten Temperaturbereich von bis zu maximal 350°C erhitzt. Diese Temperatur liegt deutlich unter dem Bereich der Verbrennung. Anzahl und Menge schädlicher Chemikalien werden so im Vergleich zum Zigarettenrauch verringert (Abb. 1) [1].

Rauch – eine komplexe Mischung

Zigarettenrauch ist eine komplexe Mischung aus mehr als 6000 chemischen Substanzen. Mehr als 100 von ihnen gelten als schädlich oder potenziell schädlich. Durch das Tobacco Heating System (THS) entsteht kein Rauch, sondern Tabakdampf. Durch diese Technologie werden durchschnittlich 95% weniger schädliche Chemikalien, im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten freigesetzt [2]. Auf diese Weise entsteht ein nikotinhaltiges Tabak-Aerosol mit dem Geschmack von echtem Tabak. Die Konsumdauer entspricht etwa der einer herkömmlichen «Zigarettenlänge» von sechs Minuten [3].

Das in der Schweiz erhältliche THS (IQOS)ist bislang der am umfangreichsten wissenschaftlich untersuchte Tabakerhitzer. Eine deutsche Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung kommt zu dem Ergebnis, dass «die Aerosole zweier Tabakheizsysteme im Vergleich zur Zigarette 80–95% weniger Aldehyde und 97–99% weniger flüchtige organische Giftstoffe enthalten» [4]. Die Nikotinkonzentration war hingegen in allen Aerosolen vergleichbar. Das ist insofern von Bedeutung, als dass von keinem übermässigen Konsum der Tabakerhitzer auszugehen ist, um einen fehlenden Nikotinkonsum auszugleichen.

Alternative Rauchprodukte und ihre Auswirkungen

Seitdem 2015 die ersten Tabakerhitzer auf den Markt kamen, ist viel passiert. Die Einführung der Raucheralternativen hatte grossen Einfluss sowohl auf die Gesellschaft als auch das Individuum. Es wurden unterschiedliche Fragenstellungen untersucht und anhand von Real-World-Daten ausgewertet. In Japan konnte gezeigt werden, dass der Absatz herkömmlicher Zigaretten bereits nach einer Preiserhöhung zurückgegangen ist, der Rückgang dann aber noch einmal nach Einführung der ­Tabak­erhitzer deutlich beschleunigt wurde [5,6]. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich in Südkorea ab und konnte man ebenfalls in Tschechien beobachten. Von 2010 bis 2018 blieb der Verkauf herkömmlicher Zigaretten stabil. Dies änderte sich ab Oktober 2018 und dann noch einmal 2021 nachdem Tabakerhitzer erhältlich waren und deren Absatz anstieg [6].

Der beschleunigte Rückgang der Zigaret­ten­verkäufe in Japan nach 2016 ist recht be­merkenswert, da er offenbar unabhängig von den Bemühungen der Gesundheitsbehörden stattfand, die sich weitgehend gegen die Vermarktung von HTPs ausgesprochen haben [5].

Hospitalisierungen und COPD im Fokus

Der Absatz legt den Schluss nahe, dass einige Raucher auf Tabakerhitzer umgestiegen sind. Macht sich dieser Umstieg auch in deren Gesundheit bemerkbar? Dies wurde in einer Zeit-Trend-Analyse auf der Datenbasis der Datenbank des Japanese Medical Data Center (JMDC) untersucht [7]. Analysiert wurde die die Zahl der Hospitalisierungen wegen chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) Exazerbationen und akuter ischämischer Herzkrankheit (IHD) fünf Jahre vor und vier Jahre nach der Einführung von von HTPs auf dem japanischen Markt. Zwischen 2010 und 2019 stieg die Gesamtzahl der Hospitalisierungen um das 8,42-fache an (von 53 481 im Jahr 2010 auf 450 761 im Jahr 2019). Die durchschnittliche Zahl der Hospitalisierungen aufgrund von COPD betrug 1,93% der gesamten Hospitalisierungen, mit einem schwankenden Trend von 1,83% im Jahr 2013 über 2,08% im Jahr 2016 auf 1,82% im Jahr 2019. Die durchschnittliche Zahl der Hospitalisierungen aufgrund von IHD betrug 4,32%. Sie sank von 4,49% im Jahr 2016 auf 4,02% im Jahr 2019.

Diese Analyse bestätigt, dass die Einführung von HTPs auf dem japanischen Markt mit einem Rückgang der Hospitalisierungen aufgrund von COPD verbunden war (Abb. 2). Es wurde ein signifikanter Rückgang der Zahl der Hospitalisierungen für COPD festgestellt. Darüber hinaus wurde bei der Analyse aller Leistungsdaten eine nicht signifikante Reduktion für Hospitalisierungen aufgrund von COPD-Exazerbation plus LRTIs und IHD nach der Einführung beobachtet.

 

 

Schadensminderung: Gut für die Gesundheit

Allen Massnahmen zur Rauchentwöhnung zum Trotz, soll die Zahl der Raucher in den nächsten Jahren weltweit auf über eine Milliarde Menschen ansteigen [8]. Dabei wurden inzwischen 65% der Weltbevölkerung von mindestens einer Massnahme erreicht. Und ein Rauchstopp kommt der Gesundheit zu Gute. Man kann davon ausgehen, dass die Tabakentwöhnung bereits im Laufe eines Tages dazu beiträgt, die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Kohlenmonoxidspiegel im Blut wieder zu normalisieren [9]. Husten und Kurzatmigkeit nehmen im Allgemeinen innerhalb von 1–9 Monaten nach der Raucherentwöhnung ab. Zudem deuten Studienergebnisse darauf hin, dass das Risiko, an einem ischämischen Herzinfarkt zu sterben innerhalb von 5 Jahren nach dem Aufhören halbiert wird und das Schlaganfallrisiko innerhalb von 5 bis 15 Jahren auf das eines Nie-Raucher sinkt [9]. Entsprechend bleibt es unbestritten, dass ein kompletter Rauchstopp die beste Entscheidung wäre. Doch nicht jeder Raucher ist bereit dafür oder es ist ihm nicht möglich, diesen Schritt zu gehen. Vor dem Hintergrund der ersten Real-World-Daten ist daher zu überlegen, ob die neuen Produkte wie Tabakerhitzer im Sinne einer Schadensminderung dann nicht eine gute Alternative zu herkömmlichen Zigaretten sein könnten.

Literatur:

  1. Abrams DB, Glasser AM, Pearson JL, et al.: Harm Minimization and Tobacco Control: Reframing Societal Views of Nicotine Use to Rapidly Save Lives. Annu Rev Public Health 2018; 39: 193–213.
  2. www.iqos.com/de/de/iqos-forschung.html (letzter Zugriff am 26.10.2022)
  3. www.iqos.com/de/de/tabakerhitzer-entdecken.html (letzter Zugriff am 26.10.2022)
  4. Mallock N, Böss L, Burk R, et al.: Levels of selected analytes in the emissions of “heat not burn” tobacco products that are relevant to assess human health risks. Archives of Toxicology 2018; 92:2145–2149.
  5. Cummings KM, Nahhas GJ, Sweanor DT: What Is Accounting for the Rapid Decline in Cigarette Sales in Japan? Int J Environ Res Public Health 2020; 17: 3570.
  6. Van der Plas A, Antunes M, Romero-Kauss A, et al.: Ischemic Heart Disease and Chronic Obstructive Pulmonary Disease Hospitalizations in Japan Before and After the Introduction of a Heated Tobacco Product Front Public Health 2022; 10: 909459.
  7. https://en.mdv.co.jp on January 13, 2021
  8. www.who.int/news/item/05-02-2020-e-cigarettes-are-harmful-to-health (letzter Zugriff am 01.11.2022)
  9. www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/tobacco-health-benefits… (letzter Zugriff am 01.11.2022)

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