Bei der Parkinson-Erkrankung ist die individuelle, symptomatische Therapie für die Lebensqualität entscheidend. Diese sollte so früh wie möglich initiiert werden. Denn sie kann den Übergang von der klinischen Prodromalphase in eine manifeste Parkinson-Erkrankung verzögern oder gar verhindern. Dem Schlafverhalten kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Schlafstörungen belasten nicht nur, sondern treten häufig bereits vor dem klinisch manifesten Parkinsonsyndrom auf.

Das Parkinsonsyndrom und Schlafstörungen gehen häufig Hand in Hand – und das nicht erst, wenn sich die Erkrankung klinisch manifestiert hat. Auch bereits in sehr frühen Phasen, wenn noch keine Symptome detektierbar sind, ist der Schlaf häufig gestört. Schlafstörungen sind sehr belastend und schränken die Lebensqualität erheblich ein. In späteren Stadien der Erkrankung können sie zudem zu einer Verschlechterung der physischen Symptomatik beitragen. Dies gilt es zu vermeiden.

Die neurodegenerativen Prozesse beginne bereits viele Jahre, bevor sich das Parkinsonsyndrom mit den Kardinalsymptomen Bradykinese, Rigor und Tremor klinisch manifestiert. Erste Anzeichen können meist in der Prodomalphase beobachtet werden. Sobald man vom klassischen Parkinson spricht, sind bereits rund 60% der dopaminergen Neurone degeneriert sind. Um verlaufsmodifizierende Therapien anwenden zu können, ist die Prodomalphase daher von entscheidender Bedeutung. Doch die Betroffenen zu erkennen, ist mit einigen Hürden verbunden. Aufmerksam sollte man werden, wenn beispielsweise eine erektile Dysfunktion, Obstipation, Miktionsstörungen oder eine orthostatische Hypotension vorliegen. Auch neurologische Defizite oder Depression und Angst können auf ein Prodomalstadium hinweisen. Der mit Abstand wichtigste Marker ist jedoch die REM-Schlaf-Verhaltensstörung.

Schlafstörungen früh begegnen

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist definiert als Verlust der atonen Phase der Muskulatur im REM-Schlaf mit Ausleben von Träumen, einer Erinnerung an die häufig sehr lebhaften, auch gewalttätigen oder aggressiven Träume sowie bei Erwachsenen eine hohe Wachsamkeit in den Phasen des Erwachens. Die Verletzungsgefahr der Patienten, aber auch deren Partner, ist sehr hoch. Daher sollten die Betroffenen die Schlafmöglichkeiten entsprechend anpassen. Sei es, dass sie alleine in einem grossen Bett schlafen, den Boden polstern – falls sie aus dem Bett fallen – oder gleich auf dem Boden schlafen.

Als medikamentöse Therapie stehen First-line Clonazepam und Melatonin zur Verfügung. Des Weiteren kann in der Second-line auch Gabapentin eingesetzt werden, gefolgt von anderen Wirkstoffen wie u.a. Pramipexol, Rivastigmin, oder Donepezil. Die Betroffenen sollten darüber aufgeklärt werden, dass durch serotonerge Medikamente, Antipsychotika, Barbiturate, Alkohol und Koffein eine potenzielle Verschlechterung der Symptome eintreten könnte.

Auch in der Spätphase effektiv behandeln

In der Spätphase der Parkinson-Erkrankung erweitert sich das Spektrum motorischer und nicht motorischer Symptome vielfältig. Doch die Schlafstörungen bleiben häufig ein schwerwiegendes Problem. Dies liegt dann nicht mehr zwingend allein an der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, sondern es kommen weitere mögliche Ursachen hinzu. So beispielsweise auch eine nachlassende Medikamentenwirkung. Wirkfluktuationen des Levodopa im Verlauf der Erkrankungen sind bekannt und führen u.a. zu einer nächtlich auftretenden Akinese. Schmerzhafte Muskelverspannungen und Krämpfe unterbrechen den Nachtschlaf. In diesen Fällen ist eine Optimierung der Parkinson-Therapie indiziert. Dies kann beispielsweise durch L-Dopa-Retardpräparate, lösliches L-Dopa sowie die Kombination mit Dopaminagonisten, COMT-Hemmern oder MAO-B-Hemmern erfolgen. COMT-Hemmer (z.B. Opicapon, Entacapon, Tolcapon) unterbinden den Abbau von Levodopa zu 3-O-Methyldopa und erhöhen so dessen Bioverfügbarkeit im Plasma. MAO-B-Hemmer erhöhen die striatalen Dopaminspiegel, indem sie den zerebralen Abbau von Dopamin über die Monoaminooxidase B blockieren. Die Wahl der richtigen Kombi­na­tion sollte immer individuell erfolgen und an die jeweilige Situation des Betroffenen angepasst werden.

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Quelle: Bewegungsstörungen: Seltenere aber alltagsrelevante Aspekte. Diagnostik und symptomatische Therapie der Parkinson-Erkrankung: im Prodromalstadium. Diagnostik und symptomatische Therapie der Parkinson-Erkrankung: im Spätstadium. 04.11.2022.

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