UV-Exposition erhöht das Erkrankungsrisiko sowohl für nicht-melanozytären Hautkrebs als auch für maligne Melanome. Eine Gefährdung geht nicht nur von Sonnenexposition, sondern auch von Solarienbesuchen aus. Dies und viele weitere aktuelle Erkenntnisse sind in die im vergangenen Jahr aktualisierte S3-Leitlinie Hautkrebsprävention eingeflossen. Aktuelle Analysen bestätigen, dass Hautkrebs-Screeningmassnahmen dazu beitragen können, Melanome in früheren und damit prognostisch günstigen Stadien zu detektieren.

In die unter Federführung der Fachgesellschaften Dermatologische Prävention sowie Berufs- und Umweltdermatologie aktualisierte Leitlinie wurden insgesamt 61 neue Empfehlungen aufgenommen, 43 weitere wurden angepasst [1,2]. Sowohl die Abschnitte zur Primär- als auch zur Sekundärprävention wurden überarbeitet. Neu integriert wurden die Kapitel «Klimawandel und UV-Strahlung» sowie «Berufsbedingter Hautkrebs». Sowohl natürliche als auch künstlich erzeugte UV-Strahlung wird von der internationalen Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) als «krebserregend für den Menschen» eingestuft (Risikogruppe I krebserregender Agenzien) [3].

Gefährdung durch UV-Exposition: was sagt die Datenlage?

Der Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Entstehung von Hautkrebs wurde in einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen nachgewiesen [1,3]. Die Wahrscheinlichkeit an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken, korreliert mit der kumulativen UV-Dosis, der ein Mensch während seines Lebens ausgesetzt war [1]. Für das Basalzellkarzinom scheinen sowohl die kumulative als auch intermittierende UV-Expositionen und Sonnenbrände von Bedeutung zu sein. Und für das maligne Melanom gilt, dass intermittierende UV-Expositionen und Sonnenbrände in jedem Alter das Hautkrebsrisiko steigern können. Da dieser Zusammenhang bekannt ist, ist die wichtigste primärpräventive Massnahme die Vermeidung einer erhöhten UV-Exposition [1]. Prof. Dr. med. Eckhard Breitbart, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, weist darauf hin, dass nicht nur von natürlicher, sondern auch von künstlich erzeugter UV-Strahlung Risiken ausgehen: «Solariumbesucher und -besucherinnen erkranken häufiger an Hautkrebs, dies gilt auch für das besonders gefährliche maligne Melanom. Das Erkrankungsrisiko steigt ausserdem mit der Häufigkeit an Solarienbesuchen. Je jünger der Solariennutzer beim ersten Besuch gewesen ist, desto höher das Risiko», so der Co-Autor der Leitline [2].

NMSC: insbesondere kumulative UV-Exposition ist entscheidend

Bei nicht-melanozytärem Hautkrebs ist die UV-Exposition durch natürliche oder künstliche Strahlung der wichtigste Faktor für die Krankheitsentstehung [1]. Die Tatsache, dass das Plattenepithelkarzinom (PEK) und das Basalzellkarzinom (BZK) meist auf chronisch UV-geschädigter Haut bzw. auf ständig dem Licht ausgesetzten Körperstellen entstehen, macht diesen Zusammenhang deutlich. Während die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines PEK mit steigender, lebenslang erworbener UV-Dosis und beruflicher Belastung korreliert, ist die Dosis-Wirkungs-Beziehung für das BZK noch nicht vollständig geklärt [4,5]. Neben der intermittierenden Exposition zeigen aktuelle Studien, dass auch kumulative UV-Exposition eine bedeutende Rolle spielt, insbesondere beruflich bedingte solare Exposition [4,6]. Auch Sonnenbrände erhöhen möglicherweise das Risiko für BZK und PEK [1]. Ausserdem wird die Exposition gegenüber Arsen oder Teer, insbesondere im beruflichen Umfeld als Gefährdungsfaktor beschrieben und es gibt Hinweise darauf, dass von HPV-Infektionen und der Einnahme des Diuretikums Hydrochlorothiazid ein Risiko ausgeht [1,7].

 

 

Maligne Melanome: Früherkennung durch Screeningmassnahmen

Vermeidung von Risikofaktoren ist das vorrangige Ziel der Primärprävention von Hautkrebs, wobei UV-Exposition auch für melanozytäre Tumore ein bedeutsamer ätiologischer Faktor darstellt (Kasten). Auf der Ebene der Sekundärprävention angesiedelt ist die Melanom-Früh­erken­nung. Das Stadium melanozytärer Tumore bei der Erstdiagnose ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Prognose. 2008 wurde in Deutschland ein strukturiertes Programm zum Hautkrebs-Screening eingeführt. Erwachsene ab 35 Jahren können seither jedes zweite Jahr bei Hausärzten, Dermatologen und anderen Fachärzten, die an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen haben, das Hautkrebsscreening durchführen lassen. Wie aus epidemiologischen Analysen deutscher Krebsregisterdaten hervorgeht, sind die altersstandardisierten Erkrankungsraten von Frauen und Männern um das Jahr 2008 sprunghaft angestiegen, während sich die Sterberaten seither kaum verändert haben [8] (Abb. 1). 

Auch die Ergebnisse einer 2021 im British Journal of Dermatology veröffentlichten Analyse deuten darauf hin, dass das in Deutschland etablierte Hautkrebsvorsorge-Programm sich günstig auswirkt auf die Prognose von Melanom-Patienten [9]. Die Kohorten­studie basierte auf Krankenkassendaten von 1 431 327 Perso­nen aus dem Bundesland Sachsen. Im Zeitraum 2010–2016 hatten von den inzidenten Melanom-Fällen 1801 Patienten (73%) ein Haut­krebs-Screening innerhalb von zwei Jahren vor ihrer ersten Melanom-Diagnose erhalten, während bei 674 Patienten (27%) die Diagno­se ohne Teilnahme am Screening gestellt wurde [9]. Bei 704 derjenigen Patienten, die das Haut­krebs-Vorsorgeprogramm beansprucht hatten, wurde die Melanom-Diagnose innerhalb der ersten 30 Tage nach dem Screening gestellt. Gegenüber der Vergleichsgruppe wurden weniger lokoregionäre Metastasen (4,2% vs. 13,5%) und weniger Fernmetastasen (4,3% vs. 8,0%) festgestellt in den ersten 100 Tagen nach Diagnose. Mit einer systemischen Krebstherapie behandelt wurden innerhalb von 30 Tagen nach Diagnosestellung 11,6% der Melanom-Patienten der Screening-Teilnehmer gegenüber 21,8% der Vergleichsgruppe. Die Screening-Teilnehmer wiesen sowohl im nicht bereinigten Cox-Modell ein signifikant besseres Überleben auf (Hazard Ratio (HR): 0,37; 95%-KI): 0,30–0,46) als auch nach Bereinigung
aller Störfaktoren (HR: 0,62; 95%-KI: 0,48–0,80).

Literatur:

  1. S3-Leitlinie: Prävention von Hautkrebs, Version 2.1 – September 2021, AWMF-Registernummer: 032/052OL, www.awmf.org, (letzter Abruf 10.03.2022)
  2. Society Bulletins: Oncology Research and Treatment 2021; 44(5): 294–300.
  3. International Agency for Research on Cancer (IARC): A review of human carcinogens. Part D: radiation, Lyon, France, 2012.
  4. Savoye I, et al.: Patterns of Ultraviolet Radiation Exposure and Skin Cancer Risk: the E3N-SunExp Study. J Epidemiol 2018; 28(1): 27–33.
  5. Schmitt J, et al.: Is ultraviolet exposure acquired at work the most important risk factor for cutaneous squamous cell carcinoma? Results of the population-based case-control study FB-181. Br J Dermatol 2018a; 178(2): 462–472.
  6. Schmitt J, et al.; Group, F. B. S.: Occupational UV-Expo­sure is a Major Risk Factor for Basal Cell Carcino­ma: Results of the Population-Based Case-Control Study FB-181. J Occup Environ Med 2018b; 60(1): 36–43.
  7. Pedersen SA, et al.: Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case-control study from Denmark. J Am Acad Dermatol 2018; 78(4): 673–681. e679.
  8. Robert Koch Institut: Krebs in Deutschland: Malignes Melanom der Haut, Zentrum für Krebsregisterdaten, 13. Ausgabe, 2021, www.krebsdaten.de (letzter Abruf 10.03.2022)
  9. Datzmann T, et al.: Patients benefit from participating in the German skin cancer screening program? A large cohort study based on administrative data. British Journal of Dermatology2021, DOI: https://doi.org/10.1111/bjd.20658.

DERMATOLOGIE PRAXIS 2022, 32(2): 46–47
InFo ONKOLOGIE & HÄMATOLOGIE 2022; 10(2): 24–25

Mirjam Peter, M.Sc.

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