Kürzlich hat es in den USA einen Corona-Hotspot gegeben, wobei viele Betroffene geimpft waren. Wie ist dies einzuordnen? Die Langzeitfolgen von ­Covid-19 werden wohl auch in Zukunft beschäftigen – was weiss man darüber? Diese und weitere Fragen werden in zahlreichen kleineren und grösseren ­Studien rund um den Globus untersucht.

Im US-Bundesstaat Massachussets ist es im Zusammenhang von Festivitäten während und nach dem Nationalfeiertag zu einem Ausbruch durch die Delta-Variante von SARS-CoV-2 gekommen mit ungewöhnlich vielen Durchbruch­infektionen von Geimpften [1]. Insbesondere der Touristenort Provincetown (Barnstable County) war betroffen. Bis zum 26. Juli stieg die Zahl der Infektionen allein unter den Einheimischen auf 469 an. Der Ausbruch kam für die Behörden überraschend, da in Massachusetts vor dem 4. Juli bereits 69% der Bevölkerung komplett geimpft waren. Auch 346 der 469 bestätigten Fälle (74%) waren durchgeimpft: 159 hatten den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer und 131 den verwandten Impfstoff von Moderna erhalten, 56 waren mit dem Vektor-basierten Impfstoff von Janssen geimpft.

Krebskranke Kinder: hohes Risiko für schweren Covid-VerlaufDie Auswertung von im Lancet Onco veröffentlichten weltweiten Registerdaten ergab, dass ungefähr jeder fünfte krebskranke Heranwachsende bei einer Corona-Infektion schwer erkrankt, etwa 4% sterben [5,6]. Für die Studie haben US-Forscher und -Forscherinnen vom St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis Daten von 1300 Kindern und Jugendlichen des Oncology Global Registry of Covid-19 in Childhood Cancer ausgewertet. Rund 20% der Betroffenen benötigten intensive Beatmung und/oder intensivmedizinische Betreuung. Besonders gefährdet waren Kindern mit intensiver Chemotherapie, Neutropenie oder Lymphopenie. Insgesamt sei die Prognose für krebskranke Kinder und Jugendliche mit Covid-19 aber besser als die für entsprechende Erwachsene – hier liege die Mortalitätsrate je nach Untersuchung bei 10–30%.

Fallzahlen hoch, aber Verlauf meist mild

Der klinische Verlauf der Durchbruchinfektionen, die 6 bis 178 Tage (median 86 Tage) nach Abschluss der Impfungen auftraten, entspricht den bisherigen Erfahrungen, nach denen kein Impfstoff hundertprozentig vor Covid-19 schützt, schwere Verläufe aber in der Regel verhindert. 274 Patienten klagten zumeist nur über Husten, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber. Nur 4 der Patienten mit Impfdurchbrüchen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Ein 5. hospitalisierter Pa­tient war nicht geimpft. Insgesamt 3 der 5 hospitalisierten Personen wiesen Vorerkrankungen auf. Ungewöhnlich war jedoch die Häufung der ­Fälle: im Nachgang des Ausbruches stieg die 14-Tage-Inzidenz im Barnstable County in weniger als 3 Wochen von 0 auf 177 pro 100 000 an. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) führt den raschen Anstieg der Zahlen auf die Delta-Variante zurück, die in 89% (119 von 133) der sequenzierten Virusproben gefunden wurde. In 1 Fall wurde der Delta AY.3-Subtyp nachgewiesen, bei den übrigen 13 Proben war die Sequenzierung nicht gelungen.

Was weiss man über Risikogruppen für Durchbruchinfektionen?

Es seien vor allem Personen in hohem Alter und/oder mit bestimmten Begleiterkrankungen gefährdet für Impfdurchbrüche im Zusammenhang mit der Delta-Variante. So die Erklärung der US-Behörde CDC zu einer Analyse der «New York Times», derzufolge Durchbruchinfektionen aktuell 12–24% der Covid-19-Hospitalisierungen ausmachten in einer Analyse von Daten aus sieben US-Bundesstaaten [2,3]. 74% der Durchbruchinfektionen hätten bei über 65-Jährigen stattgefunden. Da also vor allem Risikogruppen gefährdet sind, unterstreiche dies die Bedeutung von Booster-Impfungen für die betroffenen Personen. Gleichzeitig weisen die Autoren darauf hin, dass Durchbruchinfektionen insgesamt selten vorkommen und kein Zweifel an der starken Schutzwirkung der Impfstoffe besteht.

Risiko für dauerhafte Nierenschäden nach Covid-Erkrankung erhöhtIn einer Kohortenstudie mit 1,7 Millionen US-Veteranen lag bei 30-Tage-Überlebenden einer Covid-Erkrankung das Risiko für dauerhafte Nierenschäden um 35% höher im Vergleich zu den nicht Infizierten Veteranen [7,8]. Bei hospitalisierten Covid-Kranken lag die Reduktion der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) bei –5,20 und bei intensivmedizinisch versorgten bei –7,69. Allerdings stellten die Forscher auch bei Covid-Patienten, die nicht hospitalisiert werden mussten, eine Reduktion der eGFR um –3,26 fest.

Studie zu Long-COVID

Über 200 Symptome in 10 betroffenen Organen haben Forschende bei Long-Covid ausgemacht [4]. Sie konnten die Symptome dabei in drei Cluster aufteilen: Die Symptome im Cluster 1 treten früh im Verlauf auf, erreichen nach 2–3 Wochen ihren Höhepunkt und klingen dann langsam innerhalb von 90 Tagen ab. Es sind vor allem gastrointestinale und respiratorische Beschwerden. Die in Cluster 2 erfassten Symptome erreichten ihren Höhepunkt etwa 7 Wochen nach Beginn und nehmen deutlich langsamer ab als diejenigen in Cluster 1. Dazu gehörten etwa neuropsychiatrische und kardiovaskuläre Beschwerden, die Forscher ordneten aber auch Fatigue und dermatologische Manifestationen wie die frostbeulen-ähnlichen Veränderungen an den Zehen diesem Cluster zu. Die Symptome in Cluster 3 dagegen beginnen mild und erreichen erst etwa nach 10 bis 15 Wochen ihren Peak. Sie zeigen kaum Besserung im Zeitverlauf. Dazu gehören Allergien, Tinnitus, Neuralgien oder die als «Brain Fog» bezeichneten Konzentrationsstörungen. Für die Studie hatte das Team rund 3800 Patienten befragt [9].

Literatur:

  1. «USA: Delta-Ausbruch unter geimpften Personen in Touristenort», 2. August 2021, www.aerzteblatt.de, letzter Abruf 05.09.2021
  2. «Delta-Variante und Impfdurchbrüche», Update vom 19. August, www.aerztezeitung.de, letzter Abruf 05.09.2021
  3. New York Times, 17.8.21, www.nytimes.com/2021/08/17, letzter Abruf 05.09.2021
  4. «Long-COVID: Mehr als 200 Symptome erfasst», www.aerztezeitung.de, 16.07.2021 (letzter Abruf 06.09.2021)
  5. «Kinder mit Krebs haben ein hohes Risiko für schwere COVID-Verläufe», Update vom 31. August, www.aerztezeitung.de (letzter Abruf 06.09.2021)
  6. Mukkada S, et al.: Lancet Oncol 2021; online 26. August, (letzter Abruf 06.09.2021)
  7. «Eine COVID-19-Erkrankung geht mit einem höheren Risiko für dauerhafte Nierenschäden einher», Update vom 2. September 2021, www.aerztezeitung.de (letzter Abruf 06.09.2021)
  8. Bowe B, et al.: Kidney Outcomes in Long COVID, JASN September 2021, DOI: https://doi.org/10.1681/ASN.2021060734
  9. Davis HE, et al.: E Clinical Medicine 2021; DOI: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2021.101019

HAUSARZT PRAXIS

Mirjam Peter, M.Sc.

Write A Comment