Gerade in der Schwangerschaft bestehen häufig Bedenken bei der Einnahme von Medikamenten. Phytopharmaka geniessen dagegen vielfach den Ruf als sicher und gut verträglich. Ob pflanzliche Wirkstoffe während der Schwangerschaft für Mutter und Kind tatsächlich unbedenklich sind, untersuchte nun ein Forschungskonsortium des Universitätsspitals Zürich und der Universität Basel.

Viele schwangere Frauen leiden zeitweise unter Depressionen, Angstzuständen oder starkem Stress und benötigen Arzneimittel mit antidepressiven, angstlösenden oder beruhigenden Eigenschaften. Da klassisch psychisch-aktive Arzneistoffe allerdings negative Auswirkungen haben können, benutzen etwa 17% der schwangeren Frauen in der Schweiz als Alternative phytomedizinische Arzneimittel, sagte Deborah Spiess von der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Ob die phytomedizinischen Wirkstoffe während der Schwangerschaft aber als unbedenklich angesehen werden können, ist aufgrund fehlender Daten nicht erwiesen. Die Entwicklung eines ex vivo Perfusionsmodells der menschlichen Plazenta soll nun Aufschluss über die Sicherheit, der am meist gebrauchten pflanzlichen Arzneimittel geben. 

Perfusionsprofile von Humulon und Protopin

Untersucht wurden Humulon, ein bakteriostatischer Bitterstoff aus dem Harz des reifen Hopfens, der für seine beruhigende und schlaffördernde Wirkung bekannt ist, und Protopin, ein Alkaloid, das in verschiedenen Arten von Mohngewächsen vorkommt, unter anderem auch in kalifornischem Mohn, und gegen leichte Stresssymptome und zur Unterstützung bei Ein- und Durchschlafproblemen helfen soll.

Im Fall von Humolon konnte ein rascher Rückgang im mütterlichen Kreislauf beobachtet werden, jedoch auch eine kleine Übertragung in den fetalen Blutkreislauf. Weitere Tests haben gezeigt, dass sich Humulon zu 100% nicht am Plazentagewebe bindet, die Menge an Humulon nimmt eher ab, sobald es mit der Plazenta in Berührung kommt. Es findet also eine Metabolisierung von Humulon in der Plazenta statt. Im Fall von Protopin hingegen, konnte eine schelle Übertragung vom mütterlichen zum fetalen Kreislauf beobachtet werden. Hier erfolgt wahrscheinlich ein aktiver transplazentarer Transport, der keine Hinweise auf eine Metabolisierung zulässt. 

Ex-vivo-Plazenta-Perfusionsmodell 

Um eine abschliessende Empfehlung zur Unbedenklichkeit von Hopfen und Mohn in der Schwangerschaft zu geben, müssen noch weitere Untersuchungen folgen. Das Plazenta-Perfusionsmodell kann nun jedoch zur Messung des transplazentalen Transports relevanter sekundärer Pflanzenstoffe aus anderen Arzneipflanzen eingesetzt werden.

Quelle:

Spies, D. et al.: Phytomedicines for mental diseases and the placental barrier: an ex vivo study. Vortrag Jahreskongress gynécologie suisse 2021, 24.06.2021.

Isabell Bemfert

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