Katzenallergene werden überwiegend im Speichel und den Talgdrüsen produziert. Durch Lecken gelangen sie zunächst auf Haare und Epithel und verbreiten sich von dort weiter. Ihre Struktur erlaubt es den Allergenen, sich gut und dauer­haft in Textilien festzusetzen. Wenn man sie erst einmal im Haus hat, sind sie nur schwer wieder zu entfernen. Wer jedoch als Säugling bereits seinen Alltag mit einer Katze verbringt, hat gute Chancen, nie eine Allergie zu ­entwickeln.

Ein Phänomen, das viele Allergologen aus eigener Erfahrung kennen, ist die Aussage von Katzenallergikern, der zufolge Symptome regelmässig bei anderen Katzen auftreten, «aber meinen eigenen Tiger vertrage ich völlig problemlos». Natürlich steckt hinter solchen Äusserungen auch immer die Liebe zum eigenen Tier und die Sorge, dass der Arzt von der Haltung abraten will, relativierte Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Allergie-Centrum-Charité, Berlin. Auf der anderen Seite könnten aber auch tatsächlich ein schwankender Allergengehalt von Katze zu Katze und das unterschiedliche Alter der Tiere eine mögliche Erklärung dafür sein, dass Katzen unterschiedlich starke Symptome auslösen.

In einer Untersuchung [1] wurden ein Jahr lang an zwei Orten (Missouri, USA, und Ontario, Kanada) zweimal täglich jeden 2. Tag Speichelproben von 64 Katzen gewonnen. Der Speichel zeigte eine signifikant unterschiedliche Verteilung des Katzenallergens Fel d1 zwischen den verschiedenen Katzen und im Verlauf. Das Fel d1 schwankte über das Jahr von 0,4–35 μg/ml, die morgendlichen Proben hatten mehr Fel d1 als jene am Nachmittag (p<0,001) und Geschlecht, Haarfarbe und Grösse korrelierten nicht mit Fel d1. Ältere Katzen tendierten zu niedrigeren Werten (Abb. 1).

Offenkundig gibt es also viele Einflussmöglichkeiten auf die «Allergenität einer Katze», d.h. die Stärke der von ihr ausgehenden Allergen­expo­sition. Ein Grund mehr, so Prof. Bergmann, den Patienten durchaus Glauben zu schenken, wenn sie behaupten, bei ihrem eigenen Stubentiger weniger Beschwerden zu haben.

Prof. Bergmanns Empfehlungen zum praktischen VorgehenFall 1: Klinisch stumme Sensibilisierung
Die Katze ist im Haus, es bestehen keine erkennbaren Beschwerden, aber der Hauttest oder eine Antikörperbestimmung sind positiv.
Empfehlung: Gar keinen Rat geben bzw. «Die Katze muss nicht aus dem Haus.»Fall 2: Klinisch aktuelle Sensibilisierung
Die Katze ist (seit Jahren) im Haus, es treten ganzjährig Rhinokonjunktivitis und/oder Asthma auf und der Hauttest und spez. IgE sind positiv.
Empfehlung: Die Katze sollte aus dem Haus. «Oder seien Sie mutig: Machen Sie eine (sublinguale) Immuntherapie.»

Sind Katzen und Hunde im 1. Lebensjahr sinnvoll?

Bereits 2018 wurde berichtet, dass Katzen und Hunde im Haus im 1. Lebensjahr das Risiko zur Entwicklung einer Allergie bis zum 7.–8. Lebensjahr deutlich reduzieren [2]. Je mehr Tiere, desto besser, desto weniger Kinder hatten mit 7 oder 8 Jahren dann eine Sensibilisierung oder Allergie!

Bei einer Kohorte mit 1029 Kindern im Alter von 7 und 8 Jahren zeigte sich, dass die Kinder weniger Asthma, allergische Rhinitis und Ekzeme hatten mit der steigenden Zahl von Katzen und Hunden im Haushalt während des 1. Lebensjahres. Die Kurve reichte von 49% Auftreten einer Allergie ohne Katze und/oder Hund zu 0% bei 5 und mehr Tieren (p<0,038), und von 32% auf 0% für eine Allergie im letzten Jahr (p<0,006). Auch Sensibilisierungen gegen Tiere und Pollen nahmen ab mit steigender Tierzahl im Haus (Abb. 2).

Die gleiche Untersuchung wurde nun noch einmal gemacht, allerdings nicht mit so jungen Kindern, sondern mit Teenagern im Alter von 13 Jahren. Auch hier lautet die Prämisse: Reduziert der Kontakt mit einer Katze oder einem Hund im 1. Lebensjahr und danach das Risiko, im Alter von 13 Jahren eine Allergie gegen diese Tiere zu haben? Und was ist mit Heuschnupfen?

Die Studie [3] prüfte also, welches Risiko Kinder im Alter von 13 Jahren zur Entwicklung einer Katzen- und Hundeallergie bei häuslichem Kontakt mit den Tieren während und nach dem 1. Lebensjahr hatten. In die Studie kamen alle Kinder (n=1231), die zwischen 2/1996 und 1/1997 im Östersund Hospital (Schweden) geboren wurden. Die Feststellung der Diagnose Hunde- oder Katzenallergie, Heuschnupfen und Asthma wurde durch einen Fragebogen für die Eltern der 13-jährigen (n=834) getroffen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Haltung von Hunden oder Katzen während des 1. Lebens­jahres das Risiko einer Sensibilisierung gegen diese Tiere, aber auch gegen Birkenpollen oder mindestens eines von 10 getesteten Allergenen erniedrigt. Eine Katze während und nach dem 1. Lebensjahr erniedrigt das Risiko einer Katzenallergie und von Heuschnupfen. Ein Hund nach dem 1. Lebensjahr anzuschaffen bringt jedoch keinen Benefit mehr: Das Risiko einer Hunde- und/oder Katzenallergie ist dann nicht mehr geringer. «Also wenn Hund – zumindest nach dieser Studie – dann besser gleich im ersten Lebensjahr», so Prof. Bergmanns Schlussfolgerung. Eine Hundehaltung im 1. Lebensjahr verringerte der Studie zufolge auch das Risiko einer Sensibilisierung gegen Hunde und Katzen, nicht aber die Entwicklung von Heuschnupfen.

Quelle: Allergo-Update Berlin (D)

Literatur:

  1. Bastien BC, et al.: J Feline Med Surg 2019 Oct; 21(10): 867–874.
  2. Hesselmar B, et al.: PLoS One 2018 Dec19; 13(12): e0208472.
  3. Al-Tamprouri C, et al.: Immun Inflamm Dis 2019; 7: 250–257.

InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2020; 2(1): 24–25 (veröffentlicht am 27.3.20, ahead of print)
HAUSARZT PRAXIS 2020; 15(6): 44–45

Jens Dehn
 

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