Während der COVID-19-Pandemie hat der Einsatz digitaler Dienstleistungen weiter an Aktualität gewonnen. Dass die Nachfrage bereits vorher hoch war, zeigen Resultate des «Digital Health Survey». Dass die Förderung der Digitalisierung in der Medizin ein wichtiges gesundheitspolitisches Anliegen ist, zeigt die Zwischenauswertung der Strategie eHealth Schweiz 2.0.

Die COVID-19-Pandemie hat den Trend der Digitalisierung im Gesundheitswesen zusätzlich angekurbelt. Hinsichtlich breitflächiger Implementierung entsprechender Angebote gibt es aber noch die eine oder andere Hürde zu überwinden. Der Abrechnungsmodus telefonischer Konsultationen sowie von Patientenkontakten per E-Mail ist im TARMED geregelt (Übersicht 1). Noch ungenügend gelöst ist aktuell aber die Vergütung beim Einsatz der «Store and forward»-Technologie, also dem zeitversetzten Beurteilen von Bildern und Daten der Patienten. Fragen rund um Digital Health Innovationen haben auf der gesundheitspolitischen Agenda aber eine hohe Aktualität und es sind Bestrebungen im Gange für die weitere Optimierung der Rahmenbedingungen.

Mehrheit findet Digitalisierung im Gesundheitswesen wichtig

Dass bereits vor der Coronakrise ein hohes Interesse an telemedizinischen Angeboten bestanden hatte, zeigen die Ergebnisse des «Digital Trends Survey 2019». Ein Fazit dieser Untersuchung lautet, dass eine Mehrheit der Bevölkerung und Ärzteschaft digitalen Innovationen posi­tiv gegenübersteht. An dieser grossangelegten Umfrage haben insgesamt 494 ambulant tätige Ärzte und 2432 Personen aus der Bevölkerung teilgenommen [1]. 85% der befragten Ärzteschaft gab an, für sie sei eine Nutzung digitaler Möglichkeiten wichtig, wobei das grösste Interesse Online-Nachschlagewerken gilt. Auch Patienten sind sehr an Digitalisierung interessiert. So zeigte es sich zum Beispiel, dass die Wahl der Arztpraxis durchaus auch in Abhängigkeit des Angebotes einer Online-Terminvereinbarung getroffen wird. Insgesamt ist das Interesse der Bevölkerung für digitale Angebote grösser als jenes der Ärzteschaft, wobei automatische Benachrichtigungen bei Arztterminen oder Wartezeiten zu den oft geäusserten Patientenwünschen zählen. Die am häufigsten angebotene telemedizinische Dienstleistung ist gemäss dieser Befragungsstudie das Senden von Fotos mit dem Smartphone an die ärztliche Fachperson. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass digitale Angebote für die Praxis grosse Vorteile bringen können, wenn technische, rechtliche und vergütungsbezogene Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können.

Strategie eHealth Schweiz 2.0: interessante Zwischenbilanz

Eine verstärkte Förderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen zählt zu den erklärten Zielen von Bund und Kantonen [1,2]. Ein zentrales Element ist die Einführung und Verbreitung des elektronischen Patientendossiers. Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitsfachpersonen sollen künftig digital vernetzt sein, Informationen entlang der Behandlungskette elektronisch austauschen und Daten mehrfach verwenden können. Die aktuelle Version der «Strategie eHealth Schweiz 2.0» ist noch bis 2022 gültig [1,2]. Per Ende Juni 2020 wurde ein Bericht zum aktuellen Stand der Umsetzung zusammengefasst:

Elektronisches Patientendossier (EPD): Sämtliche Massnahmen, welche die Einführung des EPD betreffen, sind in Bearbeitung (z.B. Kommunikation, Befähigung, Austauschformate, Selbstdeklaration von Gesundheits-Apps).

Förderung der Digitalisierung generell: Konkrete diesbezügliche Projekte werden bei Bund und Kantonen laufend realisiert. Was beispielsweise bereits umgesetzt wurde: Schaffung einer neuen Abteilung «Digitale Transformation» im BAG oder Empfehlungen von Bund und Kantonen zu interoperablen EPD-Zusatzdiensten.

Cybersicherheit: Minimalstandards für Primärsysteme oder die Stärkung der Cyber- und Datensicherheit zählen zu denjenigen Themen, welche bisher aufgrund der knappen Ressourcen noch nicht genügend bearbeitet werden konnten.

Interoperabilität: Es wurde eine Notwendigkeit für mehr Interoperabilität und damit für eine Mehrfachnutzung von Daten und Infrastrukturen identifiziert. Verbesserungsbedarf gibt es hinsichtlich Koordination von Akteuren im Gesundheitswesen und der Nutzung bestehender Infrastrukturen, sowie für das Setzen anerkannter Standards. Die Bearbeitung der Interoperabilitätsstrategie kann hierzu einen Beitrag leisten.

Literatur:

  1. FMH: «Digital Trends Survey 2019», www.fmh.ch/files/pdf23/fmh-digital-trends-survey-2019-de.pdf, letzter Abruf 05.11.2020
  2. Strategie eHealth Schweiz 2.0: www.e-health-suisse.ch/politik-recht/strategische-grundlagen/strategie-e…, letzter Abruf 05.11.2020
  3. FMH: Merkblatt: Abrechnung medizinischer Leistungen in Zusammenhang mit COVID-19 (Neues Corona-Virus), Version 8.0 vom 28. Oktober 2020, www.fmh.ch/files/pdf23/faq-abrechnung-covid-19.pdf, letzter Abruf 05.11.2020

HAUSARZT PRAXIS 2021; 16(1): 23

Mirjam Peter, M.Sc.

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